Vorstellung aktuell geförderter Projekte
01.01.2022 – 31.12.2023
In der aktuellen Förderperiode werden derzeit drei Projekte gefördert, die auf den Ergebnissen der bisherigen Perioden aufbauen. Weitere mögliche Förderprojekte sind derzeit in Evaluation.
Targeted local combination therapy with checkpoint inhibitors and CAR-NK cells in glioblastoma using DARPin-linked AAV vectors

Projektleiter: Dr. Michael Burger
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Die Applikation von HER2-AAVs zur lokalen intratumoralen Produktion eines PD-1-spezifischen Immunadhäsins hat das Ziel der Modulation des immunsuppressiven Tumormikromilieus im Glioblastom. Die Kombination aus HER2-AAVs mit CAR-NK-Zellen beruht auf komplementären Wirkmechanismen und kann so synergistische Effekte erzielen. Die CAR-NK-Zellen lysieren Tumorzellen, dadurch kommt es zu einer verstärkten Freisetzung tumorspezifischer Antigene und damit lokal zu einer gegen den Tumor gerichteten Immunreaktion. Durch die von den HER2-AAVs induzierte intratumorale Sezernierung von aPD-1 wiederum wird diese Immunantwort entblockiert und so verstärkt.
In den geplanten Experimenten soll die Wirkung der HER2-AAVs alleine und in Kombination mit CAR-NK-Zellen im orthotopen intrakraniellen GL261-HER2-Modell untersucht und molekular charakterisiert werden. Der Einfluss auf Tumorwachstum und symptomfreies Überleben der Versuchstiere wird mittels Magnetresonanztomographie und Kaplan-Meier-Kurven quantifiziert werden. Mittels FACS-Analysen, multispektraler Fluoreszenzmikroskopie und RNA-Sequenzierung werden die dem synergistischen Effekt zugrundeliegenden Mechanismen der Immunreaktion detailliert charakterisiert werden. Die einzelnen Lymphozyten-Subpopulationen sowie deren Aktivität werden durch Transkriptomanalysen und Multipanel-FACS-Analyse bestimmt werden. Zum besseren Verständnis der ausgelösten Immunantwort und zur Erkennung neuer Ansatzpunkte für die HER2-AAV-vermittelte Immunmodulation wird eine Transkriptomanalyse mit dem NanoString-System durchgeführt werden. Zusätzlich wird eine mögliche T-Zell-Aktivierung auf molekularer Ebene charakterisiert werden, indem T-Zell-Rezeptoren (TCR) mit der bereits etablierten BrainTuNE-Plattform in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Platten am DKFZ in Heidelberg sequenziert werden. Tumorreaktive T-Zell-Signaturen werden durch kombinierte scVDJ/RNA-Sequenzierung aus tumor-infiltrierenden Lymphozyten bestimmt werden. So kann die Klonalität der T-Zellen zwischen den Behandlungsgruppen verglichen werden. Als mechanistische Kontrolle der Untersuchungen auf die Therapieeffizienz sind zudem CD8+ T-Zell-Depletionsexperimente geplant.
Da das immunsuppressive Tumormikromilieu durch die Wechselwirkungen mehrerer molekularer Mechanismen bedingt ist, soll eine zielgerichtete Modulation an verschiedenen Ansatzpunkten durch eine Kombinationstherapie mit mehreren HER2-AAVs untersucht werden. Aufgrund von immunvermittelten Nebenwirkungen wäre eine kombinierte Immuncheckpoint-Therapie mit mehr als zwei molekularen Zielen bei systemischer Wirkstoffverabreichung praktisch nicht möglich, über eine spezifisch intratumorale Therapie durch HER2-AAVs könnte dies erreichbar werden. Dafür sollen zusätzlich zwei weitere HER2-AAVs untersucht werden: Zum einen sollen HER2-AAVs mit einem von OX40L abgeleiteten Immunadhäsin eingesetzt werden („Candidate Approach“). Zum anderen sollen HER2-AAVs mit einem weiteren Zielmolekül untersucht werden. Das Zielmolekül dieser HER2-AAVs soll basierend auf den Ergebnissen der oben erläuterten Untersuchungen ausgewählt werden („Discovery Approach“). Das Ziel dieser Experimente ist die Etablierung einer multimodalen HER2-AAV Kombinationstherapie in murinen in vivo Glioblastommodellen.
Die Relevanz extrazellulärer Vesikel für die Tumor-Immunzell Interaktion

Projektleiterin: Prof. Dr. Katrin Lamszus
Neurochirurgische Universitätsklinik Hamburg
Immuntherapien stellen gegenwärtig den vielversprechendsten Ansatz bei der Behandlung von Glioblastompatienten dar. Therapien mit blockierenden Antikörpern gegen Immun-Checkpointmoleküle, Tumor-Vakzinierungsstrategien, onkolytische Viren sowie adoptive T-Zell oder NK-Zell Therapien haben in zahlreichen präklinischen und klinischen Studien Immunreaktionen gegen den Tumor hervorrufen können. Dennoch sind bahnbrechende Heilungserfolge bei Glioblastompatienten bisher ausgeblieben. Eine wesentliche Ursache hierfür ist, dass Tumorzellen über verschiedene Mechnismen verfügen, mit Hilfe derer sie sich vor der Erkennung durch das Immunsystem schützen mit denen sie außerdem das Immunsystem aktiv unterdrücken - sowohl lokal im Tumor selbst als auch systemisch.
Extrazelluläre Vesikel (EVs) sind Mediatoren der Kommunikation verschiedener Tumorzellen untereinander sowie auch der Kommunikation mit Immunzellen und spielen eine wichtige Rolle bei der Immunsuppression durch den Tumor. Andererseits wurden EVs, die Tumor-Antigene tragen auch als Vakzine gegen Krebs in präklinischen und klinischen Studien eingesetzt. Es ist derzeit unklar, ob EVs, die von Glioblastomzellen sezerniert werden, vor allem immunsuppressive oder immunstimulatorische Effekte bewirken. Unsere Hypothese ist, dass diese Effekte Kontext-abhängig sind und dass EVs systemisch im Körper vakzinierende Effekte haben, wohingegen sie lokal im Bereich des Tumors und dessen Umgebung vor allem als Vehikel der Immunsuppression agieren. Das Ziel dieses Projekts ist, die wechselseitige Interaktion zwischen Glioblastom-EVs und Immunzellen besser zu verstehen, sowohl in der Tumorumgebung als auch peripher. Hierzu untersuchen wir, auf welche Weise ein aktives Immunsystem den Phänotyp von Glioblastom-EVs in vivo beeinflusst. Zudem erforschen wir die Interaktionen zwischen Glioblastom-EVs und Immunzellen in vitro und in vivo sowie Mechanismen der EV-vermittelten Vakzinierung. Des Weiteren untersuchen wir die immunsuppressiven Eigenschaften von EVs bei Glioblastompatienten.
Die zellbiologischen und pathologischen Eigenschaften von TAMEP bieten neue therapeutische Ziele bei Glioblastomen

Projektleiter: Prof. Dr. Rainer Glaß
Neurochirurgische Universitätsklinik München
Wir haben kürzlich gezeigt, dass TAMEP viele Merkmale mit myeloischen Zellen teilen, aber einen anderen entwicklungsbiologischen Ursprung als Mikroglia oder Makrophagen haben. TAMEP stammen von lokalen Vorläuferzellen ab, die spezifisch in Gehirntumoren aktiviert werden. Diese Vorläuferzellen konnten in einem transgenen Mausmodell gezielt abgetötet werden, was zu einer deutlichen Verringerung der Tumorvaskularisierung und Tumorgröße führte. Insbesondere haben wir beobachtet, dass eine Ablation von TAMEP in frühen Stadien des Glioblastom (GBM) Wachstums die Bildung des intratumoralen vaskulären Netzwerks blockiert und die Dichtigkeit der neoplastischen Gefäße reduziert. Dieser neue Aspekt wird in unserer aktuell von der Anni Hofmann Stiftung geförderten Arbeit untersucht: Da TAMEP für die Bildung der Blut-Tumor-Barriere (BTB) erforderlich sind, können TAMEP-reduzierende präklinische Verfahren die BTB-Bildung vermindern. Dadurch wird die intratumorale Akkumulation von Therapeutika beim GBM erleichtert (siehe Schema). Die BTB stellt eine wesentliche Hürde für die adjuvante Behandlung von GBM dar. Unsere Studie kann dazu beitragen, die Effizienz einer Reihe von klinisch zugelassenen Behandlungen zu verbessern, um so einen wesentlichen Fortschritt in der Glioblastomtherapie zu erzielen.
Schematische Zusammenfassung des Forschungsprojekts. (Links) TAMEP reichern sich spezifisch im GBM (Tumor) an und fördern die Dichtigkeit der Blutgefäße, was die Übertragung von Therapeutika aus dem Blutkreislauf in das GBM verhindert. (Rechts) Die Ablation von TAMEP fördert die intratumorale Anreicherung von Substanzen, die aus den Blutgefäßen stammen. Dies kann ausgenutzt werden, um die Verabreichung von GBM-Therapeutika zu verstärken
„Die Anni Hofmann Stiftung ermöglicht die Erforschung neuer Behandlungsstrategien für das Glioblastom, indem sie vielversprechenden Konzepten eine Perspektive bietet. Die Studien werden hier regelmäßig kritisch analysiert, offen diskutiert und fortlaufend weiterentwickelt.“